Manche Witwe möchte gerne ihr großes Haus gegen eine kleine Wohnung tauschen. Das wäre gut für sie selbst – und für Familien, die eine Bleibe suchen. Nur das Finanzamt hat etwas dagegen.
www.faz.net
Ich mag ja wie gesagt die FAZ eigentlich gerne, aber bei dem Thema "wie kann man den durchschnittlichen FAZ-Leser (tendenziell eher Immobilienbesitzer) bevorzugen?" ist ihr tatsächlich nichts zu dumm. Hier wird moniert, die Erbschaftssteuer auf das Einfamilienhaus zwischen Eheleuten würde Wohnraum verknappen, weil die armen alten Witwen natürlich nicht die Erbschaftssteuer zahlen können/wollen, die für ein Haus von ihrem Ehemann anfällt. Immerhin ist der Artikel so ehrlich, die Freibeträge (€500.000 als Ehepartner generell und dann nochmal €256.000 "besonderer Versorgungsfreibetrag") zu erwähnen. Sonst kommt er allerdings gänzlich ohne Zahlen aus, denn sonst würde es wohl schwer werden um das Fakt herumzureden, dass
a. Die meisten Häuser, auch in Städten, überhaupt nicht genug wert sind als dass irgendeine Erbschaftssteuer anfällt
b. Häufig gehört das Haus den Eheleuten gemeinsam, d.h. die Frau erbt die Hälfte des Hauses und nicht das gesamte Haus (was, wie später im Artikel erwähnt, auch durch eine Schenkung, die jederzeit ohne jede Steuerlast erfolgen kann, erreicht werden kann)
c. Selbst bei einem großen Haus in einer begehrten Großstadt (rechnen wir mit eine Million Euro) das einem Partner alleine gehört würde ohne jegliche Ausnutzung de "besonderen Versorgungsfreibetrags" die Erbschaftssteuer auf 5,5% des Immobilienwertes taxiert, d.h. €55.000. In Anbetracht der Tatsache, dass es eher selten vorkommt, dass Menschen in einem Haus wohnen, das eine Million Euro wert ist, aber sonst kein nennenswertes Vermögen vorhanden ist, ist der Ehepartner extrem gut abgesichert
d. Gerade in Großstädten sind selbstgenutzte Einfamilienhäuser eine eher seltene Wohnform im Vergleich
Wer ernsthaft glaubt, alte Witwen würden in Deutschland nicht aus ihren zu großen Familienhäusern in Freising ausziehen, weil sie sich leider die Erbschaftssteuer nicht leisten wollen, muss schon "Redakteur im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sein.