Ich nehme mal an "Mörder und Nazi" sind bewusst Äpfel und Birnenvergleiche (die auch mit sich selbst Äpfel und Birnenvergleiche deluxe wären).
Iscreams Punkt ist ein valider. Die Frage klingt nach Sozialismus, ist aber berechtigt: Ab einem gewissen Einkommen stellt sich immer die Frage, wer diese Form von Wohlstand braucht. Ab den exemplarischen 10.000€ aufwärts - wozu? Geld ist nicht alles und erst recht nicht immer der treibende Faktor der intrinsischen Motivation die berufliche Leiter noch weiter zu erklimmen. Die 'Wirtschaft' wird (und lässt sich bereits) auch andere Entlohnungen einfallen, die nicht besteuert werden müssen. Daher finde ich das Argument man würde durch Spitzensteuersätze die Innovationskraft bremsen oder Leistung nicht mehr honorieren ziemlich scheinheilig, gerade da eine Erwerbsbiographie durchaus stark vom Zufall geprägt ist.
Also möchtest du ab 10.000 € einfach alles einkassieren?
Dass hohe Einkommen nicht hoch besteuert werden sollen, habe ich nämlich nirgendwo geschrieben. Geringer als Erben, ja, aber geringer =! gering.
Ob eine Person Ingenieur oder Handwerker wird, ist im Endeffekt auch nur ein Ergebnis mehrerer Zufälle. Warum ist ein Gehaltsunterschied dort in Ordnung, zwischen Marketing-Manager mit 9000€ und Personalmanager mit 11000€ aber nicht?
Oder was möchtest du mir sagen?
Edit: ich möchte es noch einmal anders ausdrücken, wahrscheinlich habe ich es wirklich unverständlich dargestellt:
ob ein hohes Gehalt verdient ist oder nicht, ist eigentlich egal. Das Gehalt ist ein Lenkungsmittel des freien Arbeitsmarktes. Je höher das Gehalt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Stelle besetzt wird. Wenn eine Firma ganz dringend einen Marketingmanager benötigt, eine andere Firma aber nicht weil sie bereits 3 Stück hat (bei gleicher Firmengröße), dann wird die erste Firma ein höheres Gehalt zahlen. Nun wird der besser bezahlte Manager nicht unbedingt mehr leisten. Trotzdem ist es sinnvoll, dass dort ein höher bezahlter Manager sitzt als in einem anderen Unternehmen. Wer dort im Endeffekt landet ist Zufall, das ist aber egal. Dass die Fähigkeiten einer Person, den Managerjob auszufüllen, ist auch wieder nur Ergebnis der Umstände. Aber auch das ist egal, Hauptsache da sitzt jemand, der die Aufgaben erfüllen kann. Die Verfügbarkeit der Arbeitskraft ist die "Leistung". Der gesellschaftliche Mehrwert besteht darin, dass durch das höhere Gehalt die potenziellen Manager besser verteilt sind. Das rechtfertigt auch irgendwo das höhere Gehalt. Im Einzelfall ist das dann wohl auch mal zu hoch, aber die "Gesellschaft" kann ja nun nicht jeden Betrieb micromanagen.
Zusätzlich würde ich mal behaupten, dass die Mehrheit der Stellen in Deutschland irgendwo einen sinnvollen Zweck erfüllen. Die Jobs, ohne die unser Land besser dran wäre, gibt es sicherlich, dürften aber die Ausnahme darstellen. Von daher ist es richtig, über die Lenkungswirkung des Gehalts die Stellen möglichst effizient zu besetzen und nicht manche einfach leer zu lassen (sofern möglich).
Bei den Kaufhäusern ähnlich: wer mit den Kaufhäusern reich wird, ist recht zufällig und im Endeffekt eigentlich egal. Wichtig ist jedoch, dass irgendjemand damit gut verdient, damit die Kaufhäuser überhaupt gegründet werden.
Funktioniert die Lenkungswirkung des Gehalts oder der Einnahmemöglichkeiten immer perfekt? Natürlich nicht, das ist mir auch klar. Ich denke aber im großen und ganzen schon. Außerdem brauchen wir eben allgemeinverbindliche Systeme und Regeln, wir können nicht jeden Einzelfall individuell betrachten.
Wahrscheinlich gibt es wirklich eine Grenze, ab der die Höhe des Gehalts keinen Unterschied mehr macht, für wen oder was genau man arbeitet. Diese Grenze dürfte aber bei jedem individuell sein. Von daher würde ich da lieber keine harte Grenze setzen.
Um jetzt wieder die Brücke zum Erbe zu schlagen: ich sehe nicht, wie die Höhe eines Erbes irgendetwas in sinnvollere Bahnen oder Verteilungen lenken kann. Deshalb macht es für mich Sinn, diese eben stärker zu Besteuern als Gehälter.
Dazu kommt für mich persönlich noch diese abstruse "Gerechtigkeit". Mag ja sein, dass gewisse gut verdienende Personen gar nicht viel leisten. Aber imo immer noch mehr als ein Erbe. Denn die "Leistung" eines Erbes besteht ja erstmal nur darin zu "existieren".
Das heißt aber nicht, dass jemand mit einem hohen Gehalt nicht auch hohe Abgaben schultern kann oder sollte. Es entstehen durch dieses System auch oft ungerechtfertigte Ungleichheiten, das möchte ich nicht bestreiten! Da sind steigende Steuersätze ein sinnvolles Mittel, um diese abzufedern. Die Abgaben sollten aber nicht so stark steigen, dass ein Plus an Brutto irgendwann kein Plus an Netto mehr bedeutet. Dann verliert das Gehalt nämlich seine Lenkungswirkung.
Das sind nun ja auch alles keine revolutionären Ideen von mir, aber vielleicht wurde deutlicher, was ich meine und ich habe nicht wieder zu wirr geschrieben