Mal wieder eine Serie, die ich zu meiner Schande erst viel zu spät gesehen habe. Es war 2016 und die erste Show, die ich auf Netflix geschaut habe. In den letzten beiden Wochen habe ich mir BB zum zweiten mal reingezogen. Die erste Folge noch auf Netflix, da war dann in einigen Szenen die Bildqualität erstaunlich schlecht, weswegen ich es mir direkt mal auf BluRay besorgt habe - wo die Qualität dann kein bisschen anders war.

Keine Ahnung ob das nun für Netflix oder gegen die BR spricht.
Egal.
Bombastisch. Gigantisch. Atemberaubend. Unbeschreiblich. Es gibt mMn nicht genug Superlative um die Serie zu beschreiben. Dabei fängt die Show relativ gemütlich an, macht aber schon in der ersten Staffel unmissverständlich klar wohin die Reise gehen wird. Zum Ende hin steigert sich die Qualität fast durchgängig und in den letzten acht Folgen dreht
Breaking Bad dann so unvorstellbar auf wie wohl keine Serie vor ihr und auch seither nicht mehr. Und vor allem gelingt ihr, was viele andere grandios verkackt haben: Ein Ende, das man wohl mindestens als rund und angemessen empfinden kann. Ich persönlich war auch gestern Abend wieder total geflasht und bin es auch heute noch, obwohl ich ja schon wusste wie es endet. Hanks Tod ist einfach einer der krassesten Momente von allem was ich im TV je gesehen habe - zusammen mit etlichen anderen BB-Szenen, insbesondere der Tod von dem Kind. Die Serie ist einfach konsequent kompromisslos mit ihren Charakteren und auch mit dem Zuschauer. Und genau das macht mE ihre Qualität aus. Und dann eben diese ikonische letzte Szene mit exakt dem richtigen Soundtrack darunter. Die melancholisch-rührselige Endzeitstimmung fängt einen einfach vollständig ein. Hier
fühlt man, dass einer am Ende seines Weges angekommen ist.
Und obwohl ich WW am Ende, anders als zwischendurch, nicht mehr gehasst habe, habe ich kein Mitleid mit seinem Schicksal. Auch wenn man seine Handlungen und ihre innere Logik menschlich nachvollziehen kann, so ist nicht zu leugnen dass Walter sehr, sehr früh Alternativen zur Auswahl hatte: Schon in der dritten Folge könnte er das Angebot von Elliot und Gretchen annehmen, seine Behandlung zu bezahlen. Man versteht als Zuschauer zwar, dass ihm diese Option persönlich unangenehm ist, aber Fakt ist nunmal, dass er sich hier - und auch später immer wieder - bewusst für das Drogengeschäft, und alles was damit zusammenhängt, entscheidet. Er weiß genau, was er tut. Sein Schicksal ist keine reine Verkettung unglücklicher Umstände, wenngleich auch das immer wieder reinspielt, sondern vor allem das Ergebnis seiner eigenen bewussten Entscheidungen, durch die er sich sukzessive vom überqualifizierten Lehrer zum größenwahnsinnigen Bastard entwickelt, der gedanklich komplett von der Realität abgekoppelt ist und auf alles scheißt außer seine eigene Gier. Alleine wie er ernsthaft meint er könne mit dem Nazi da noch Hanks Leben rausverhandeln und selbst
danach immer noch der Wahnvorstellung anhängt, es gebe einen Ausweg, der nicht in den Knast oder ins Grab führt. What. the. fuck.
Auch wenn Walter White ganz am Ende doch noch zur Reue findet ist und bleibt er ein krankes Schwein, das nicht nur sein eigenes Leben ruiniert hat, sondern auch das seiner gesamten Familie und etlicher anderer.
Mein Lieblingscharakter war auch diesmal in der Gesamtschau wieder Hank. Am Anfang ist er mir ein wenig zu proletenhaft und wenn ich sehe wie scheiße er seine Frau behandelt während sie in pflegt würde ich ihm am liebsten ein paar in die Fresse hauen, aber er ist mMn der wahre Held in dieser Geschichte. Bis in den Tod absolut integer vertritt der das Gesetz und lässt sich auch im Angesicht eines feindlichen Pistolenlaufs nicht eine Sekunde kompromittieren.

ASAC Schrader ruhe in Frieden!
Anonsten waren natürlich Saul Goodman und auch Mike dicke Sympathieträger

Auch wenn ich keinem von beiden im echten Leben begegnen möchte, insbesondere nicht letzterem. Aber ich mag diese abgebrühte Art einfach total.
Immer wieder nervig sind hingegen die Weiber. Alta, fick die Mudda! Mit Chemieskillz wie WW hätte ich die Tussen schon vor Jahren vergiftet. Ich werde auch nie verstehen was ein Kerl wie Hank mit so einer wie Marie macht. Wobei sie im Laufe der Zeit doch erträglicher wird und Sympathiepunkte bei mir sammelt. Skyler hingegen wird zwischenzeitlich deutlich nerviger, was sich aber zum Schluss hin wieder etwas legt.
Jesse... ist vielleicht der tragischste Charakter. Anders als WW ist er tatsächlich mehr von den Umständen (bzw. eben Walter) getrieben und weniger weil er sich bewusst entscheidet. Anders als sein Partner bewahrt er eigentlich einen ganz guten Realitätssinn und er ist es ja auch immer weider, der Walter zum Aufhören drängt. Leider ist er oft ein wenig dum. Also in jeder Beziehung ein guter Antipode zu Heisenberg. Jedoch: Auch er ist ganz sicher kein Unschuldslamm und hätte den Knast redlich verdient.
Fazit: drölf von zehn Punkten. Srsly. Die Show ist übermenschlich.