Uhm, viele Infos hier schon wieder, Zeit für einen neuen Rant! Oder etwa nicht?
Zu Keycaps allgemein und ihrer Verfügbarkeit, Materialien und Produktionsprozess als allererstes die Warnung: Hier beginnt das Rabbithole. Dreh. Um. Jetzt!
Noch hier? Ich hatte dich gewarnt!
So, das ist geklärt, zu den konkreten Fragen: Tai Hao ist halt die Gumpsche Pralinenpackung – die sind nicht umsonst so „billig“. Mal hat man verzogene Stems, mal unterschiedliche Farben, mal hat man perfekte Sets. Ich hab letzteres in 2 Versuchen nicht geschafft und die Marke in „don’t“ verschoben, kann aber Pech sein. Die eigentliche Qualität ist bei den ABS-Caps „okay“, bei den PBT-Caps tatsächlich ziemlich gut was das P/L-Verhältnis angeht. Nicht die dicksten, aber okay. Da wären wir dann auch gleich bei den 2 Key-Features von Caps, Material und Dicke. Material ist wie schon geschrieben extreme Geschmackssache, Dick ist aber immer Dicker. Ich Feile lieber für die Stabilisatoren innen was weg als zu dünne Keycaps zu haben.
Zu ABS und PBT: Altes ABS ist das „gute Zeugs“ – auf dem Papier PBT in allen Belangen überlegen. Leider wird das nicht mehr verwendet (O Gott wie geil alte Caps sind….). Aktuelles ABS ist meist glatt verarbeitet, bleicht aus, vergelbt und ist leider recht hart. Dadurch ist es dem aktuell verwendeten PBT unterlegen – das ist meist weicher, „rauher“ und wird meist dicker verarbeitet – letztes macht die Verarbeitung bei kleinen Caps einfacher, bei großen allerdings ziemlich schwierig. Viele der hochwertigen Keysets aus den letzten 20 Jahren sind PBT mit Spacebars aus ABS. Realforce hat das lange so gemacht, und deren Keysets (wohl sie stockkonservativ und daher langweilig as shit sind – black on beige) gehören zum Besten was es auf dem Markt gibt – ist halt Topre. Man kann da also nicht wirklich verallgemeinern was das Material angeht. Ein paar Dinge kann man aber ebe doch verallgemeinern, dazu ein „kleiner“ (Fick dich, Shi, bist ne Laberbacke) Exkurs zum Produktionsprozess der Schrift:
-Doubleshot: Die Kappe wird in 2 „Anläufen“ gegossen, zuerst das Äußere in einer Farbe, danach das Innere in einer anderen Farbe. Hier sind beliebige Farbkombinationen möglich (auch ein Triple oder Quadshot ist möglich, da wird’s aber extrem teuer, wurde nur früher gemacht). Doubleshot geht nicht mit PBT (*)&(**) und sorgt für extrem gute, scharfe Kontraste. Da franst nichts aus, da verbleicht nichts, das hält ewig.
-Dye-Sub: Die Kappe wird einer Farbe gegossen und die Schrift wird „eingefärbt“: Eine Schablone wird auf die Cap gelegt und da wird dann die Farbe drüber eingebracht. Je nach Eindringtiefe der Farbe hält das dementsprechend. Das Verfahren bringt ein paar Nachteile mit sich: Es kann nur Dunkel auf Hell gefärbt werden (***) und der Kontrast ist (meist) nicht so hoch wie bei Doubleshot. Es hat aber 2 unglaublich massive Vorteile: Es ist viel billiger (Eine Doubleshot-Form ist nicht billig, und man brauch sie für jeden Buchstaben – denkt mal an Norwegen. Oder Japan. Oder oder oder) und daher auch viel einfacher auf andere Sprachen, Layouts oder ähnliches übertragbar. UND wichtiger: es funktioniert sehr gut mit PBT!
-(*): Es steht zwar überall das es nicht geht, aber prinzipiell ist Douebleshot auch bei PBT möglich – bei der Produktion von PBT kommt es aber fast immer zu einem verziehen des Materials beim erkalten - „PBT is prone to warping“, wie es so schön heißt. Dem warping muss entgegengewirkt werden, hier kommen verschiedenen Verfahren zum Einsatz, unter anderem wird hier mit Licht und Wärme gearbeitet. Auf beides reagiert unterschiedliches – im Sinne von anders gefärbtes – PBT unterschiedlich, daher würde der zweite Shot anders behandelt werden müssen als der erste. Das ist leider zu funky und VIEL zu teuer, selbst damals schon als man noch richtig Geld und Gehirnschmalz da rein gesteckt hat. Nicht mal IBM hat das gemacht, die haben lieber das Dye-Sub-Verfahren perfektioniert.
-(**): Aber Shi, was laberst du denn für einen Müll, es gibt doch mittlerweile wunderbar PBT-Doubleshot zu kaufen? Scheinst ja gute Ahnung zu haben? Jaja, ihr habt ja Recht – oder eben nicht. Was es wie Sand am Meer und relativ billig gibt ist Doubelshot bei dem der zweiten Shot mit einem no warping Material gemacht wird – sehr beliebt ist hier durchsichtiges POM für LED-Caps oder ABS wenn es ne schön grelle Farbe sein soll bei der Schrift (Tai Hao macht das so, die sind schon hybsch). Man handelt sich hier aber ein Problem ein, das es sonst bei Doubleshot nicht gibt und das eigentlich ein großer Vorteil ist: Man merkt normalerweise nichts vom Shot an der Oberfläche, egal wie alt die Cap ist. Bei Multimaterialcaps ist das logischerweise anderster. Dohv.
-(***): Shi deine Sternchenorgie nervt, was ist denn jetzt noch? Nur ganz kurz, Hell auf Dunkel geht auch bei Dye-Sub, mit einem recht einfachen Trick: Reverse Dye-Sub. Nicht der Buchstabe wird gefärbt, sondern alles andere. So genial, einfach und dum³, das musste einfach noch mit rein.
Ja toll, wo waren wir, du hast mich schon wieder verloren! Ja, ich hol dich kurz wieder ab: Wir waren bei ABS vs PBT. Und welches besser ist. Und warum man das eben doch etwas verallgemeinern kann:
-PBT ist „blasser“, rauher, meist dicker (Je dicker desto weniger warp) und ziemlich „soft“.
-ABS ist dünner, günstiger und einfacher zu verarbeiten.
-Doubleshot ist kontraststark, bunt und teuer
-Dye-Sub ist variabler, aber kontrastärmer und selten Hell auf Dunkel
So, wieder eingefangen? Geil, dann kann ich dich ja gleich mit dem nächsten klitzekleinen Exkurs wieder verwirren. Bevor wir jetzt nämlich endlich mal Butter bei die Fische bringen können müssen wir noch über Profile reden, hier sagt ein Bild mehr als Tausend Worte:
Aktuell sind davon SP DCS, SA und DAS, Tai Hao, OEM, Laptop, Cherry und Laser im Einsatz. Laser findet sehr oft als Profil für billige Rubberdomekeyboards Verwendung. Es gibt in den letzten Jahren noch weitere wirklich tolle Profile in ganz neu, wer googlen will: KAT und MT3.
Wozu jetzt die Profile? Weil wir beim Verallgemeinern sind:
-ABS gibt es von SP, Cherry und OEM
-PBT gibt es in anderen Profilen als OEM nur alt (Vintage Cherry) oder teuer und ausgewählt.
Bevor wir jetzt zu was Praktischem kommen noch ganz kurz was zu „alten“ Keycaps: Früher hat IBM für seine Typewriter ABS Doubleshots gemacht, die sind immer noch farbtreu, da verfärbt nichts. Aber schon für die „Billigvariante“ der Beamsprings, die Model F Keyboards, hat IBM auf PBT mit Dyesub umgestellt. Die Qualität dieser Caps ist seitdem nicht wieder erreicht worden. Wenn man das einmal mit dem aktuellen „Müll“ verglichen hat der auf dem Markt ist, kommt leider nur noch dieses Wort in Frage. Egal zu welchem aktuellen Produzenten man schaut: Im direkten Vergleich poliert ihnen IBM die Fresse. Im Vorbeigehen. Trotzdem mal ein paar Hersteller:
-Tai Hao ist relativ günstig, und wenn man eine Set hat das gut geworden ist ist das P/L-Verhältnis wirklich gut. PBT auf ABS, PBT auf POM Doubleshots. ABS Doubleshots. Miserable QC. Ziemlich gute Verfügbarkeit über Candykeys.
-Signature Plastics / SP: Boah, die sehen TOLL aus! Beste Farben, große Materialauswahl, unter Umständen sogar PBT-Doubleshot wenn sie es denn hinkriegen (also PBT mit PBT shot!), ein normales Profil (DCS, vergleichbar mit Cherry und OEM, erinnert sehr an Rubberdomes), zwei funky Profile, davon eines sehr flach (DSA), das andere sehr hoch (SA). Schweineteuer und eigentlich nicht normal verfügbar, nur in Groupbuys. Groupwas? Tjaja, später!
-GMK: Gilt bei den Amis als „Die Marke“. Die Orginal Cherry Caps. Nur eben nicht mehr von Cherry, sondern GMK. Deutsche Produktion mit deutscher QC. Ogott sind die teuer. Und liefern dann nicht mal Auswahl bei Profil (haben halt nur Cherry) oder Material (nur ABS Doubleshots). Die Qualität ist aber immer top.
-Ducky: Ducky sei mal als besonders guter Chinaman ob der guten Verfügbarkeit und der ISO-DE Unterstützung erwähnt.
-Chinaman aka Aliexpress, KPrepublic und co: Joa. Noch mehr Gump als Tai Hao. Man weiß wirklich nie was man kriegt. Kann natürlich vom P/L-Verhältnis der Win sein. Wird ich sicherlich mal ausprobieren.
Jaja, toll Shi, ich wollte keine Aufzählung, ich wollte Links! Fertige Einkaufskörbe! Ach, hack doch am besten mein Amazon und bestell für mich was gut ist! Aber laber hier net rum! Uhm, jaja, schon verstanden, bin aber immer noch nicht fertig, weil FULL ENRAGE I WARNED YOU!!!
Wir müssen noch über Verfügbarkeit und Sprachlayouts sprechen. In umgekehrter Reihenfolge. Wer was anderes als ANSI aka QWERTY verwendet hat eine deutlich verminderte Auswahl. ISO ist noch okay, ISO-DE ist schon kacke, ISO-CHE ist für Opfer lol. Ganz ehrlich, das wird hart. Und alles andere außer OEM oder Tai Hao wird ebenso hart, wenn es um einfache Verfügbarkeit geht. Keycaps kaut man nicht einfach (siehe Boromir), Keycaps bestellt man meist via Groupbuys. Man drückt irgendjemandem Geld in die Hand, und dieser völlig Fremde bestellt dann (vielleicht) irgendwann einen Shitload of Caps – so viele, dass es sich für den Hersteller lohnt. Massenware gibt es nur selten. Meist laufen Groupbuys über die Seite drop.com (ehemals massdrop.com), es gibt aber immer wieder kleinere Geschichten auf community-Seiten (geekhack.com, deskthority.org, r/mechanicalkeyboards, r/mechmarket, keebtalk.com, …), die sind dann meist privat gemacht. Ich mag die am liebsten, da habe ich schon recht viel mit gemacht und aktuell habe ich da auch einiges aktuell am Laufen. Aber das ist halt riskant. Man gibt viel Geld aus und kriegt Monate (Jahre…) später die bestellte Ware, manchmal auch noch „kaputt“. Das lässt sich nur mit „Machs so oder garnicht“ begründen – Exklusivität ist halt teuer.
So, jetzt endlich mal ein paar Links wo man kaufen kann:
-Candykeys.de – deutscher shop, netter Mensch dahinter, one-man-show mit all den Vor- und Nachteilen.
-keygem.store – ebenfalls deutsche one-man-show, allerdings haben die krytox auf Lager, zu nem fairen Preis, was sie quasi einzigartig macht.
-mechkeyboards.eu – Shop in Belgien, die hatten früher tolle Angebote für Switche.
keyboardco.com – UK, get them this year or never. Filco und Matias, allein deshalb schon ne Erwähnung wert.
-Reichelt.de – Switche. Nuff said.
-Caseking.de – Ducky. Viel von Ducky. Ducky ist nicht schlecht. Ducky macht man nie was falsch mit.
-Drop.com – massdrop halt. Lustig. Machen viel in Sachen mechanical keyboards. I truly hate and despise them. Kann man machen. Hab meine WASD V2 TKL mit MX Greens von da.
-pckeyboard.com – Unicomp. Das Original in seiner xten Inkarnation. Leider nicht mehr vergleichbar mit der Qualität von früher.
-kbdfans.com – Chinastore, aber einer der besseren (beste?) – deklarieren vernünftig, dadurch spart man sich was bei der Einfuhr.
So, nu hast du erstmal was zum durchschnüffeln. Zu deiner Switch-Frage:
https://www.reichelt.de/cherry-mx-developer-kit-silent-red-cherry-dmx3al1nn-p212402.html
https://zealpc.net/products/zealio
oder billig
https://candykeys.com/product/kailh-box-jade/
Da kaufst du dann einmal einen der besten silent-Switche, direkt verfügbar, das Original, und eben Zealios. ZealPC hat gute Produkte, ist aber ein Halsabschneider. Letzlich sind das da nur MX Clears, nach Vorgabe von Zeal bei Gateron produziert und modifiziert. Das Ergebnis ist aber für Liebhaber taktiler Switche so gut das es das wert ist. Und vor allem sind die dinger direkt bestellbar, im Gegensatz zu allem sonstigen ultra-fancy-nerdy Zeugs. Deine Niere ist aber dann Geschichte. Die „Billig“ Variante davon sind dann die mMn besseren Jades, aber im Allgemeinen werden eher die Zealios gehyped. Die Seite von candy hat aber grad krebaidslepraingamecorona, da isser aber dran afaik.
So, warum kein MX Clear und Gateron Red? Bis vor ca. einem Jahr hätt ich eh genau dazu geraten. Gaterons waren smoother als Cherry bei den linearen, MX Clears waren geschmiert als Ergo Clears ziemlich gut (MX Ergo Clears waren das Vorbild für Zealios). Aber Cherry hat neues Werkzeug, und die retooled linearen von Cherry sind SAUgut. Und alle Silents kommen von den retooled Werkzeugen. Die sind für mich blind nicht mehr von wirklich alten Vintage Switche zu unterscheiden. Das war vorher kein Problem (lineare Vintages sind butterweich, weil die tausenfache Benutzung das Plastik glattgeschmiert hat wie Datas Popo). Damit sind aktuelle Cherry deutlich vor Gateron bei den linearen. MMn sind sie zur Zeit das beste was man kriegt, wenn man nicht gerade full retard geht (Gateron Milk, Zilents, etc pp – das ist dann schon wieder ultra nerdy). Und ja, Gateron Clear = MX Red.
Und ja, es ist tatsächlich Benutze Tropföler mit Keyboardswitch. Genauer ist es folgendes:
-Benutze Switchopener mit Switch, sortiere die 4 Teile (Bottom housing, Feder, Stem, Top housing)
-Benutze 100 Federn mit Öl niedriger Viskosität (Gefrierbeutel, Öl, Federn, schütteln, gg)
-Benutze 100 Stems mit Öl hoher Viskosität (Dünner Pinsel, Pinzette zum Festhalten, das angesprochene Krytox, genaue Dosierung und Stelle)
-Baue Switch zusammen, ohne ihn dabei zu verdrecken, kein Staub aufs Öl! Optional stickern (kleine Folien zwischen top und bottom housing einbauen, verringert das wobblen)
-Verlöte Swtich
Das ist echt ne Arbeit für jemanden der seine Mutter verkauft hat. Bei linearen Switchen bringt es aber tatsächlich ordentlich was. Kann man machen, muss man aber nicht. Mach ich nur wenn die Basis linear ist und der Rest auch passt. Nen Board von der Stange würd ich so nie behandeln. Ich bin zwar mittlerweile geübt, aber da vergehen Stunden für ein Board.
Zu exratt:
1. Ja, gibt es – tippen geht auf Dauer auf die Knöchel und Gelenke. Spätestens wenn man Probleme mit den Handgelenken kriegt macht man sich Gedanken darüber. Wenn man nicht bist zum bottom-out runter tippt, wird diese Belastung um Größenordnungen verringert.
2. Ja, Topre. Oder eben Buckling Spring. IBM ist nicht ohne Grund soviel besser als alle anderen. Das entspricht sogar schon im Patent genau deiner Beschreibung:
„A torsional or rocker switch actuator is described that uses the torsional moment of a buckling compression spring column to rock the actuator member on a pivot. A catastrophically buckling compression column spring is used and the reaction moment which occurs as the spring buckles is applied to rock an actuator back and forth between open and closed positions with cooperating contacts beneath the actuator. A non-teasible, snap action, tactile feedback, key mechanism of extreme mechanical simplicity and high reliability is achieved.“ Ich feiere diesen Text immer so hart
– und jedes Wort stimmt, vor allem der Teil mit snap action – clear and crisp. Der mit abstand beste Switch (naja okay, nur der zweit beste, es ist ja „nur“ die Billigversion von Beamspring. Modelfkeyboards.com all the way.
3. Notebook-Tastaturen sind alle mechanisch – Gummiglocken brauchen zuviel Platz. Die Mechanik dahinter nennt sich Scissor-Switch, und die besten waren alte Thinkpads. Die neuen sind lange nicht mehr so geil, aber verglichen mit der Konkurrenz immer noch deutlich geiler:
https://www.lenovo.com/de/de/access...-and-mice/keyboards/KEYBOARD-German/p/0B47202
ABER! Kein Nkro. Ich kenne gar keine Notebook-Tastatur die das bietet. Aber hier bin ich auch nicht wirklich firm.
4. Flach schon, low profile ist hier das Zauberwort. Da gibt es Switche von Kalih und von Cherry. Die von Kalih sind hier aber besser, da sie nicht nur den Switch selber flach gemacht haben, sondern auch die Aufnahme und dadurch auch flachere Tasten ermöglichen – der Switch heißt Kalih Choc. Die von mir schon verlinkte Purewriter basiert auf Kalih Choc, wenn auch leicht modifiziert. Der Switch erlaubt btw flachere Bauweisen als die Corsair, hier macht die Bauweise die Sharkoon etwas höher.
\rant