Frauen und Männer haben im Durchschnitt den gleichen Intelligenzquotienten. Aber am oberen und am unteren Ende der Skala finden sich mehr Männer, sie sind extremer, oder, wie Pinker einen Kollegen zitiert: "Bei den Männern gibt es mehr Genies und mehr Idioten." Noch schöner hat es die Kulturhistorikerin Camille Paglia gesagt: "Ein weiblicher Mozart fehlt, weil es auch keinen weiblichen Jack the Ripper gibt." Extremes Verhalten und obsessive Fixierung auf eine bestimmte Sache – so was ist eher ein Männerding. Der Typ, der Amok läuft, um sich für eine Kränkung zu rächen: fast immer ein Mann. Der Mensch, der eine 90-Stunden-Woche nach der anderen herunterschrubbt, weil er Chef werden will, und am Ziel tot umfällt: wahrscheinlich ein Mann. Ein extremer Einzelgänger und Hypochonder, der Klavier spielt und sonst fast nichts tut: Glenn Gould. Ein Mensch, der in jeder freien Minute Wörterlisten auswendig lernt, nur weil er, völlig sinnlos, Scrabble-Weltmeister werden will: Joel Wapnick. Wer sich einen Sonderling oder einen Eigenbrötler mal genauer anschaut, entdeckt fast immer einen Penis.
Das Geschlechter-Paradox besteht darin, dass sich in freien Gesellschaften mit ausgeprägten Frauenrechten nicht weniger, sondern mehr Frauen für angeblich typische Frauenberufe entscheiden, soziale oder kreative Berufe. Wenn Frauen die Wahl haben, tun sie eben nicht das Gleiche wie die Männer. Sie werden, ohne Druck, im Durchschnitt lieber Ärztin, Lehrerin oder Journalistin als Statikerin, Ingenieurin, Schachprofi oder Patentanwältin. Über Individuen sagen solche Statistiken natürlich nichts aus, es kann auch hervorragende, glückliche Notarinnen geben und Physik-Nobelpreisträgerinnen. Wer aber glaubt, dass wir alle dem gleichen Normgeschlecht angehören und deshalb überall in der Gesellschaft ein Verhältnis von 50 zu 50 herrschen muss, der kann dies, laut Susan Pinker, nur mit staatlichen Zwangsmaßnahmen erreichen.