Touché, aber irgendwie auch nicht wirklich vergleichbar, weil anderer Kontext. Gemeinsam zocken ist nicht arbeite.
Das ist mir schon klar, allerdings fand ich das sehr interessant. Zum Thema.
Pendeln hatte ich mit dem Zug 1,5 Jahre von hier nach Nürnberg, ICE oder Regio hätte ich sich nur 5 Minuten gegeben, weil die Haltestellen und Umsteigezeiten für den ICE so gering waren. Dafür wären die ICE zuverlässiger gewesen. Würde ich nie, nie wieder tun, obwohl die Fahrtzeit "nur" 40 Minuten einfach waren: Die Züge fallen teilweise aus, zu Hauptzeiten sind sie überfüllt, also weicht man auf die Zeiten leicht vor- oder nachher aus, wenn man das kann, wodurch allerdings der Tag unendlich länger wird. Daneben gibt es x-Dutzend Volksfeste oder sonstige Massenveranstaltungen, die alles exponentiell schlimmer machen. Umbaumaßnahmen aka. Schienenersatzverkehr aus der Hölle zwingen fast zu geplantem Urlaub, weil die Fahrtzeit verdoppelt und die Unsicherheiten maximiert werden. Und das obwohl es die angeblich schnelle Stammstrecke München <> Berlin waren. Umziehen wäre in jedem Fall die bessere Option gewesen, hätte ich die Stelle langfristig halten wollen. In der Rechnung ist nicht enthalten, dass man auch von A nach B laufen muss, teilweise gehetzt, teilweise völlig umsonst. Oder die Zeiten, die man bei Wind und Wetter am Bahnhof rumsteht und hofft.
Home Office ist ein wahrer Segen, hatte ich in den anderen drei Arbeitsstellen. Zuerst sporadisch mit einem "Office" für "mobiles Arbeiten", später als richtiges HO. Hier gilt allerdings, nur wenn man passendes Equipment hat und v.a. die Führungskultur das erlaubt. Zwei von drei mal hatte ich normale Menschen als Teamleitung / Vorgesetzte, einmal - zu Corona versteht sich - allerdings den Micromanager aus dem Bilderbuch. Kontrollanrufe alle 45 Minuten, obwohl man in der Zeit wirklich mehr als genug zu tun gehabt hätte.
Zu deinem Quote: Ich habe noch während Corona das letzte mal den Arbeitgeber gewechselt und verstehe die Einstellung ein klein bißchen. Angelernt werden, wenn 95% der Belegschaft nie vor Ort ist, ist einfach Mist, v.a. wenn der Rest noch am Umstellen auf virtuelle Formate ist. Seit einem Jahr ist bei uns wieder Normalbetrieb, d.h. ziemlich viele Leute regelmäßig wieder vor Ort. Der Kampf im kleinen Büro um Besprechungsräume und Arbeitsplätze ist Realität, das nervt gerade etwas. Haben leider nur eine kleine Fläche und wenig Raum dauerhaft was anzumieten, gleichzeitig brauchen wir leider ab und an den Platz, nur halt nicht pro Person dauerhaft. Abgesehen davon würde ich Home Office fast dauerhaft nutzen, hätte ich zu Hause aktuell bessere Voraussetzungen. Die gewonnene Flexibilität ist jedenfalls enorm. Andererseits bin ich in der glücklichen Lage in 10 - 20 Minuten zur Arbeit gelaufen zu sein.
Sehe mich aber eher bei den Leuten, die den persönlichen Kontakt nur gering(er) brauchen. Klar ist es nett auch mal gefühlte acht Stunden nur Kaffee zu saufen und typischen Small Talk zu haben, produktivitätssteigernd ist es aber nicht. Meine persönliche Erfahrung ist es, steile These, dass die Leute, die "persönlichen Kontakt" brauchen und da "Nachteile" irgendeiner Art sehen meist auch zu denen gehören, die für die Existenz von Wissenssilos verantwortlich sind und gerne "schon immer so" arbeiten. Die können zwar tatsächlich ganz brauchbare Kräfte sein, aber die maximalen Teamplayer sind sie selten und meist auch die Kategorie, die sehr enge Strukturen und Vorgaben brauchen, ohne die keine eigene Sicherheit da ist. So Händchenhalte-Aufgaben sind da nix für mich, das find ich furchtbar.
Entsprechend gebe ich wenig auf den persönlichen Kontakt. Wenn man mit Leuten gut kann, dann geht das auch mit viel mehr online-Kontakten. Bei Präsenztreffen merkt man es spätestens. Forcierte After-Work-Gedönse wären für mich mittlerweile eher eine Red Flag.